Station 5.7:
Die alte Eibe
Ein beeindruckendes Naturdenkmal erwartet den Besucher in der Burgstraße. Es ist die uralte Eibe, die dem Bökelnburgwall gegenüber auf der Grenze zwischen dem Pastoratsgarten und dem rechts daneben liegenden ehemaligen Apothekengrundstücks befindet. Um die prächtige Eibe rankt sich eine alte Sage.
Seit über 1000 Jahren soll sie in Burg bereits wachsen und gedeihen. Und kein geringerer als Karl der Große soll den Baum gepflanzt haben.
Otto G. Meier vergleicht in seinem 1964 erschienenen Buch “Von alten Bäumen, Gräbern und Steinen in Dithmarschen”, die Eibe, die er als “düster und geheimnisvoll” und als “einen alten ehrwürdigen Vertreter seiner Art” bezeichnet, mit den vielen Taxushecken und säulenartigen Eibenbüschen auf Friedhöfen und Anlagen. “Im Vergleich mit ihnen wird die Besonderheit dieser Eibe noch deutlicher. So nimmt nicht wunder, wenn die Sage von ihr erzählt, sie stamme aus der Zeit Karls des Großen.” Damit könne nur gemeint sein, so der Autor weiter, dass sie urwüchsig, also noch Überrest eines natürlichen Eibenbestandes sei. Über das Alter der Eibe streiten die Geister seit langem.
Der Lehrer und Heimatforscher Wilhelm Johnsen (1891-1984), der seinen Ruhestand in Eddelak verbrachte, verfasste im Jahr 1927 einen Aufsatz über die Eibe, in dem er schrieb, dass es sich bei dem Burger Exemplar um eine “Sie”, handele. “Die Eibe, lateinisch Taxus baccata (von bacca = die Beere) ist nämlich eine zweihäusige Pflanze; Staub- und Samenblüten entwickeln sich getrennt auf verschiedenen Exemplaren. So trägt denn die Burger Eibe zur Zeit der Fruchtreife zahlreiche einzelnstehende scharlachrote Beeren, die je nur einen Samen enthalten”, erläuterte Johnsen, der dem Baum ein Alter von 650 Jahren zuschrieb.
Der 1939 verstorbene Burger Malermeister, Heimatforscher und Chronist August Helliesen widersprach Johnsen noch im gleichen Jahr. Am 17. Mai berichtete er in der “Burger Zeitung“, dass im Jahre 1890 ein bei der Kanalbauleitung beschäftigter Regierungsbaumeister, “welcher sich sehr für Botanik interessierte”, durch einen befreundeten hervorragenden Sachverständigen die Eibe begutachten ließ. “Dieser stellte fest“, so Helliesen, “die Eibe müsse um 800, also zur Zeit Karls des Großen, gepflanzt sein. Das überaus langsame Wachstum führte der Sachverständige auf den ungünstigen Standpunkt des Baumes in der Talmulde zurück, wodurch die Eibe den gewissermaßen gepressten Luftströmungen von Osten und Westen ausgesetzt ist.”
Damit habe der Sachverständige natürlich nicht ausdrücken wollen, dass der große Kaiser den Baum selbst pflanzte oder pflanzen ließ, betonte Helliesen - und seines Erachtens täte es auch nichts zur Sache, ob die Eibe nun 650 oder 1000 Jahre alt sei. “Die Hauptsache für uns ist, dass sie überhaupt existiert.”
Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.
Gefördert durch