Station 5.6:
Burger Hafen und Schiffahrt in Burg

Bild5 6 Hafen 

Der Burger Auhafen wird erstmals 1760 erwähnt. Doch es ist anzunehmen, dass der Lösch- und Ladeplatz noch gut 150 Jahre älter ist.
Der Burger Volksschullehrer und Ortschronist Hinrich Rühmann (1896-1979) hielt fest, dass bereits um 1600 die hiesigen Bauern damit begannen, Torf zu stechen. Befahrbare Straßen gab es kaum, zudem war die Niederung noch so nass, dass sich die Landwirte Kähne anschafften, mit denen sie das begehrte Brennmaterial nach Hause transportierten. Zunächst für den Eigenbedarf, später auch als willkommenen Nebenerwerb. Schnell florierte der Handel mit dem Torf. Alsbald überließen die Bauern den Transport den ersten selbständigen Kahnschiffern, die sich Ende des 17. Jahrhunderts in Burg niederließen. Neben dem Torf beförderten die Schiffer Holz, Getreide, Kartoffeln und Baumaterial. An allen Auen waren größere Anlegestellen vorhanden, “die bei der hohen Brücke in Burg war jedoch die bedeutendste”, schreibt Rühmann.
Der Burger Auhafen eignete sich besonders als Torfsammelzentrum, weil er der einzige hoch gelegene und damit immer trockene Platz in der ganzen Umgebung war.
Weil Kahnschifferei und Warenverkehr kontinuierlich zunahmen, mussten neue Absatzmärkte gefunden werden. Fortan ging es auch auf die Elbe, bis Glückstadt und Hamburg-Altona. Dafür wurden die Kähne an langen Seilen von Burg nach Kasenort geschleppt. Von dort ging es durch die Schleuse in die Stör, dann in die Elbe. Die verstärkte Torfausfuhr und die größeren Entfernungen verlangten nun nach größeren Schiffen. Um 1800 brachten die Einmaster bereits bis zu 12 Tonnen auf die Waage. Die kleineren Kähne wurden weiterhin auf den Moorkanälen, Bächen und Auen eingesetzt. Sie brachten ihre Ladungen nach Kasenort oder Büttel, wo sie über den Deich getragen und auf größere Schiffe verfrachtet wurden.
Rühmann schreibt: “In der Haupttorfzeit, von Pfingsten bis Michaelis luden teilweise 15 bis 20 Kähne gleichzeitig. Segeln war auf den schmalen Gewässern unmöglich, deshalb wurden die Kähne per Menschenkraft an Tauen geschleppt.”
Der Aufschwung machte sich im Ort deutlich bemerkbar. In rund 100 Jahren hatte sich die Anzahl der Wohnhäuser in Burg verdreifacht - auf 132 im Jahr 1832.
Durch die nun erreichbaren fernen Absatzmärkte konnten die Bauern ihre Erzeugnisse günstiger verkaufen. Die Kähne brachten Baumaterialien, Kolonial- und Manufakturwaren mit zurück, was Gewerbetreibende und Händler nach Burg zog. Handwerker, vor allem Zimmerleute, Schmiede und Maler siedelten sich verstärkt an.
Der Lösch- und Ladeplatz am Hafen wurde ausgebaut, ein Kran installiert und ein Frachtschuppen errichtet. Dann kamen die Werften. Die älteste wurde von dem Schiffsbaumeister Christian Fjordland noch in der Burgstraße errichtet, der zweite Werftgründer war Nicolaus Boje, der seinen Betrieb 1858 direkt an der Au baute. Diese Werft wurde später von Heinrich und Hermann Bruhn übernommen, die teilweise bis zu zwanzig Männer beschäftigten. Kühl & Fack waren die Besitzer der dritten Burger Werft und alle Schiffsbauer hatten mit Neuanfertigungen und Reparaturen sehr gut zu tun und sorgten damit auch in anderen Berufen für volle Auftragsbücher, zum Beispiel bei den Schmieden, die die notwendigen Beschläge herstellten. 
Schiffstaufen waren regelmäßig ein Fest für ganz Burg. An solchen Tagen soll die Gegend um die Au herum, laut Rühmann, “schwarz von Menschen” gewesen sein. Jeder wollte das neue Schiff sehen und vor allem wollte sich wohl keiner den vom Eigner spendierten Grog entgehen lassen. So zitiert Rühmann einen alten Schiffer: “Wer dor ni duhn wär, de hör dor ni to!”
Das bunte Treiben an der Au ist längst Vergangenheit. Der Kanalbau durchtrennte die alten Wasserwege, die Schleuse am neuen Kanalhafen Kattenstieg war zu klein für die neuen Schiffe und um die Au herum wurde es immer ruhiger. Kähne fuhren kaum noch und die hohe Brücke wurde wie alle anderen “niedergelegt”. Wer heute in der Hafenstraße Station macht und von der Aubrücke aus das halb zugewachsene, träge vor sich hin fließende Gewässer betrachtet, braucht schon eine gehörige Portion Phantasie, wenn er sich dort einen Hafen voller Kähne vorstellen will.

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