Station 2.8:
Bahnhof und Bahnhofshotel

 Bild 2 8b Bahnhof kurz vor der Einweihung am 1. Juni 1920

Am 1. Juni 1920 wurde der Burger Bahnhof mit großem Pomp feierlich eingeweiht. Endlich war der Ort auch per Schiene mit der großen weiten Welt verbunden und dieses Großereignis zu feiern, ließ sich kaum ein Burger entgehen.
1916, noch zu Zeiten des Kaiserreichs, wurde der prächtige Backsteinbau fertig gestellt. Als er vier Jahre später eingeweiht wurde, war Deutschland bereits eine Republik.
1878 wurde die Marschbahn gebaut, die zunächst eingleisig von Hamburg über Elmshorn und Itzehoe nach Wilster führte. Als der Kaiser-Wilhelm-Kanal (Nord-Ostsee-Kanal) von 1887 bis 1895 gebaut und in Höhe Taterphal bei Blangenmoor eine Drehbrücke errichtet wurde, überquerte die Marschbahn den Kanal nach dem ehemaligen Süderdithmarschen und führte über Eddelak und St. Michaelisdonn weiter hinauf nach Meldorf und Heide bis nach Husum
Als die bis dahin private Bahn (ab 1888 trug sie den Namen “Schleswig-Holsteinische Marschbahn”) am 27. Januar 1890 verstaatlicht wurde und fortan zur “Preußisch Königlichen Eisenbahnverwaltung” trug, suchten viele Gemeinden den Anschluss an den Schienenverkehr. Die Burger sprangen auf den Zug auf, als 1913 während der Kanalverbreiterung (1908 bis 1914) damit begonnen wurde, eine Hochbrücke in Hochdonn zu errichten und ab St. Michaelisdonn eine neue Trasse zu verlegen, die in Wilster in die bereits bestehende Trasse einmündete.
In den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg verkam das einst so prächtige Bahnhofsgebäude immer mehr, obwohl es - und zwar noch im Besitz der „Deutschen Bundesbahn“ - Ende 1986 unter Denkmalschutz gestellt worden war. Erst ein Burger Ehepaar stoppte den kompletten Verfall des Bahnhofs, indem es das Gebäude kaufte und es unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten und Auflagen sanieren (1989 bis 1990) ließ.
In den zurückliegenden Jahren war es auch mit den Dienstleistungen der Bahn immer weiter bergab gegangen.
Die zum Bahnhof gehörende Viehverladerampe, über die unzähliges Dithmarscher Rindvieh jahrzehntelang verladen und die Reise in die gesamte Republik angetreten hatte und Schweine in Massen zum Schlachthof ´nach Hamburg gefahren wurden, stellte 1977 ihren Betrieb ein. Der Transport lohnte nicht mehr, weil die Bahnfrachten zu teuer geworden waren.
1987 konnten die Reisenden dann ihr Gepäck nicht mehr vor Ort aufgeben, weil die Bahn kurzerhand die Gepäckannahme eingestellt hatte und ab 1990 hielten auch keine Güterwaggons mehr in Burg, weil der Güterverkehr stillgelegt worden war. Bis 2002 konnten Pendler und Reisende immerhin noch bei einem netten Bahnbeamten ihre Fahrkarten lösen, dann wurde auch der Schalterbetrieb eingestellt, weil es der Deutschen Bundesbahn nicht rentabel erschien, den Burger Bahnhof mit moderner Computertechnik auszustatten.

Bild 2 8a Bahnhofshotel

Ein knappes Jahr nach der Einweihung des Bahnhofs wurde am 19. Februar 1921 das schräg gegenüber liegende Bahnhofshotel von H. Dreeßen gebaut. 1932 kam es zum Zwangsverkauf des Gästehauses. Neuer Eigentümer wurde N. Völker, der es an seinen Sohn Otto und dessen Ehefrau Anine verpachtete. Seit 1943 galt Otto in Russland als vermisst und 1956 führten seine Witwe Anine und deren Schwägerin Hilde zunächst das Geschäft - später war Hilde Völker alleinige Besitzerin des Bahnhofhotels.
Das Gebäude verfügte im ersten Stock über sieben Gästezimmer, aber lediglich eine Toilette, die sich die Gäste teilen mussten.
Am Haus befand sich ein Anbau, in dem in den frühen Jahren Stallungen untergebracht waren. Davor befand sich eine Viehwaage und es ist anzunehmen, dass die Besitzer nicht nur Vieh hielten, sondern auch, begünstigt durch die Nähe zum Bahnhof, einen regen Viehhandel betrieben.
Zuzeiten Hilde Völkers war der Betrieb dann nur noch eine reine Gastwirtschaft. 1974 kauften Helmut und Helen Niesche das Völker’sche Anwesen, ursprünglich um dort ein Baugeschäft einzurichten. Kurze Zeit nach Beendigung der umfangreichen Bauarbeiten und Renovierungen brach nach einem Blitzschlag ein Feuer aus, das großen Schaden anrichtete. Das Ehepaar musste wieder von vorn anfangen, allerdings nicht mit einem Baugeschäft. 1982 eröffnete Helen Niesche ihr Restaurant “Am Kamin”. Der Clou des neuen Geschäftes war der große offene Grillkamin, dem das Restaurant seinen Namen bis heute verdankt.

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