Station 1.6:
Fernsicht Nagelsche MühleBild1 06

 

Im Jahr 1847 gab der junge Müller Peter Nagel aus Blangenmoor den Auftrag, für ihn auf dem Cleve in Burg, unweit des Mühlenberges, eine Windmühle zu errichten - die “Themis”.

Gleichzeitig entstand nebenan ein schmuckes Müllerhäuschen, in das Peter Nagel und seine junge Frau, die er am 16. März 1848 heiratete, einzogen. Doch aus der trauten Zweisamkeit wurde zunächst nichts. Peter Nagel wurde einberufen und zog für die Befreiung Schleswig-Holsteins gegen Dänemark in den Krieg, Nach seiner Heimkehr “ging er mit der ganzen Kraft eines freien Schleswig-Holsteiners an sein Geschäft”, heißt es in einer alten Schrift des Burger Bürgervereins.
Fast 50 Jahre, bis zu seinem Tode im Jahr 1887, hat Peter Nagel den Mühlenbetrieb bewirtschaftet, Land hinzugekauft und es zu Wohlstand gebracht. Danach übernahm sein Sohn Peter Heinrich Nagel die Mühle. Im September 1904 erwarb er das neben dem Mühlengelände gelegene Gasthaus “Zur Fernsicht”, das er fortan auch bewohnte. Das Lokal war damals mit seinem großen Garten und der herrlichen Aussicht eines der beliebtesten Ausflugslokale im Luftkurort. Es hatte schon mehrere Besitzer gesehen und besaß zunächst nur einen kleinen Tanzsaal, der später zu einem großen Trichtersaal ausgebaut wurde und verfügte über eine Kegelbahn. Die “Fernsicht” war Stammlokal vieler Vereine, unter anderem der Schweinegilde, und dort fand auch der jährliche “Rosskämmererball” statt, eine Vorveranstaltung des damals berühmten Burger Jahrmarktes.
Doch Familie Nagel führte auch den Mühlenbetrieb weiter. 1915 ließ Peter Heinrich Nagel einen Saug-Gasmotor einbauen, der später durch ein elektrisches Aggregat ersetzt wurde. Aber dem Mühlenanwesen wurde  leider nicht mehr die nötige Sorgfalt gewidmet. Nach und nach setzte Verfall ein, und als Anfang der 1930er Jahre ein Sturm zwei Flügel abriss, wurden diese nicht erneuert. Nach dem Tod von Peter Heinrich Nagel im Jahr 1941, wurde die Müllerei bald ganz aufgegeben. Peter Heinrichs Witwe Helene Nagel, betrieb zunächst noch die “Fernsicht” weiter. Als sie jedoch zu kränkeln begann, verpachtete sie die Gastwirtschaft und setzte sich im alten Müllerhäuschen zur Ruhe.
Pächter der “Fernsicht” wurde der Staat, der das Gebäude zum Internat für die angehenden Pädagogen der Lehrerbildungsanstalt umbauen ließ und bis Kriegsende nutzte. 1951 zog das Burger Jugendaufbauwerk in das Gebäude. Im Ortsarchiv befinden sich Unterlagen, in denen nachzulesen ist, dass die jungen Leute und ihre Erzieher das komplette Gebäude renovierten und es für ihre Zwecke herrichteten. Ein großer Raum wurde als Jugendzentrum eingerichtet. Broder Claußen, der Leiter des Jugendaufbauwerkes und Hinrich Rühmann, der Vorsitzende des Turnvereins, waren die Initiatoren dieses ersten Jugendzentrums im Ort. Später wurde die ehemalige Gaststätte Möbellager, zunächst von Heinrich Ehlers, danach von Reimer Nagel, der das Gebäude 1970 kaufte.
Die alte Mühle, der die beiden verbliebenen Flügel bereits 1948 abgenommen worden waren, diente dem Süderhastedter Müller Haß noch einige Jahre als Lagerraum, danach wurden auch die Reste der ehemals so prächtigen “Themis” beseitigt. 1956 kaufte Kapitän Danz das rund 700 Quadratmeter große Grundstück und baute dort für seine Familie ein Wohnhaus. Das alte Müllerhaus, in dem Helene Nagel ihren Lebensabend verbracht hatte, erbte deren Sohn Ferdinand, der dort einen Ausschank mit dem bewährten Namen “Fernsicht” einrichtete. Der Enkel des Betriebsgründers heiratete 1923 Henriette Margareta Westphalen. Die bei allen Gästen sehr beliebte Wirtin, die nur “Henny” gerufen wurde, war die Tochter von Julius Westphalen, dem Eigentümer des “Hotel zur Linde”, das Ferdinand und seine junge Frau für einige Jahre pachteten. Nach dem frühen Tod Henny Nagels übernahmen Johann und Annemarie Westphalen die “Linde” und Ferdinand Nagel zog sich in die “Fernsicht” zurück. 1958 heiratete er seine zweite Frau Anneliese. Bis zu seinem Tod 1968 betrieb das Paar gemeinsam ihre kleine Gaststätte, danach führte Anneliese Nagel das Geschäft noch einige Jahre allein weiter. Als auch sie verstarb, fand sich kein Käufer für das alte Müllerhaus. Im Juli 2005 wurde es abgerissen und einige Jahre später am selben Ort ein großer Neubau errichtet.

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