Station 1.3:
Gärtnerei Diekgräf
Im Jahre 1880 hatten die Gebrüder Diekgräf eine Gärtnerei gekauft, die sich zwischen Buchholzer Straße und Waldstraße sowie Großer Schulstraße bis hin zum Gelände der noch heute bestehenden Gärtnerei erstreckte. Adolf Diekgräf betrieb eine Baumschule und eine ansehnliche Maiglöckchenzucht, deren Keime er bis in die USA exportierte. Um 1900 legte er einen Weg, die später nach ihm benannte Adolfstraße, durch die Gärtnerei und verkaufte die ersten zwei Bauplätze auf der Ostseite, 1912 drei weitere. Sei Sohn Karl zog in die Nähe der Treibhäuser in der Adolfstraße, Enkel Adolf erweiterte die Treibhäuser und baute ein Blumengeschäft. Die Adolfstraße wurde beidseitig ausgebaut.
Soviel zum Thema Gärtnerei. Aber die Burger haben dem Gärtnermeister nicht nur die Adolfstraße, sondern auch die erste Wasserleitung zu verdanken, wie Hinrich Rühmann niederschrieb. Adolf Diekgräf, Hinrich Beeck, Friedrich Voß und Fritz Wiese hatten um 1900 die Idee, das Quellwasser am Hamberg aufzufangen und in die Haushalte zu leiten. Sie bildeten eine Gesellschaft zur Wasserversorgung und bauten in der Nähe des Hertha-Teiches einen unterirdischen Wasserbehälter. Von den Quellen oberhalb des Hertha Teiches und den Quellen jenseits der Bahn legte man Rohrleitungen zu diesem Wasser-Sammelbehälter. Für den Zufluss zu den Haushalten und zur Gärtnerei Diekgräf sorgte eine Rohrleitung in Richtung Sportplatz, Kreisaltersheim (Heute Haus Sonnenschein), Voßallee und Waldstraße hinüber zur Voßallee, wo seinerzeit zur Linken Diekgräfs Treibhäuser standen. Im Jahre 1905 wurde diese erste private Wasserleitung fertiggestellt. Burg zählte damals 2300 Einwohner, von denen die Hälfte jetzt frisches Quellwasser direkt vom Hamberg ins Haus beliefert bekamen.
Im Jahr 1907 bauten Gustav Schuhmacher und Hoops (ebenfalls Gärtner) aus der Buchholzer Straße eine Wasserleitung von der Tongrube der Ziegelei nahe der oberen Waldstraße nach dem Kampslieth und versorgten die Haushalte auf dem Kampslieth und die Gärtnerei Schuhmacher-König mit Wasser.
Die erste Privatwasserleitung von Diekgräf und Partnern war jedoch nur zehn Jahre lang in Betrieb. Im August 1913 verkaufte die Bauernschaft Land an die Kanalverwaltung, die diese für die Verlegung der Marschbahn benötigte. Am Fuße des Hambergs, vom Bahnhof bis zum Brickelner Tunnel machte man einen Durchstich, sodass das Quellwasser von jenseits der Bahn nicht mehr in den Wasser Sammelbehälter am Herthateich fließen konnte. „Die Trinkwasserversorgung war damit infrage gestellt“, schrieb Rühmann.
Doch der damalige Bauernschaftsvorsteher (Bürgermeister von 1887-1919) Hans Nantz, ein kluger und wegen seines Engagements für den Ort ein in Burg hoch verehrter Mann, wusste Rat. In einem Artikel, der am 29. November 1932 in der Burger Zeitung erschein, erinnerte sich der ehemalige Bürgermeister: „Als derzeitiger Bauernvorsteher hatte ich mir vorgenommen, die Wasserleitung nicht in fremde Hände kommen zu lassen, sondern in den Besitz der Bauernschaft Burg zu bringen. Demgemäß habe ich denn mit den Besitzern der Wasserleitung verhandelt, von denen eine Kaufsummer von 25 000 RM (Reichsmark) gefordert wurde.“
Interessant ist, dass Adolf Diekgräf und seine Geschäftspartner gleichzeitig mit dem Kanalbauamt 19 000 RM ausgehandelt hatten, die sie als Entschädigung für das Versiegen ihrer Wasserquellen erhalten sollten. Nantz legte Protest ein. Er legte dem Kanalbauamt dar, die Verhandlungen mit Diekgräf und Kollegen wegen Übernahme der Wasserleitung durch die Bauernschaft seien soweit fortgeschritten, dass die Entschädigungsforderung von der Bauernschaft zu stellen sei. Und der Bürgermeister kleckerte nicht, er klotzte. Er forderte 25000 RM Entschädigung für das komplette Rohrnetz und dessen Ausbau. Das Kanalbauamt kam dieser Forderung nach und Bauernschaftsvorsteher Nantz beendete seinen Bericht mit den zufriedenen Worten: „Nunmehr war es mir gelungen, die Wasserleitung in den Besitz der Bauernschaft zu bringen und den Ausbau derselben in der jetzigen Form in Angriff zu nehmen.“
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