Station 1.2 und 3.5:
Burger Kate
An diesem Platz stand bis vor einigen Jahren die Gaststätte “Burger Kate”. Sie erlangte Kultstatus, obwohl sie nur einige Jahrzehnte existierte. Im Gegensatz zu dem Gebäude, dass weit über 100 Jahre auf dem Buckel hatte und auf eine bewegte Geschichte zurückblicken konnte.
Um 1900 ließ Bäckermeister Johannes Martens ein damals sehr prächtiges Gebäude bauen und richtete darin eine Bäckerei mit Konditorei und ein Café mit dem Namen “Zur Waldesruh” ein. 1920 war der Besitzer August Möller, der sein Etablissement “Zur Börse” nannte. 1924 hieß der Besitzer Carl Krauße und unter den Namen “Café Krauße” erlangte es einige Berühmtheit. Auch als H. Hauschildt das Café übernahm, blieb der Name erhalten, ebenso unter Hans Kluge und seiner Ehefrau Martha, die es 1928 kauften, die Gastronomie ausbauten und ihr Haus als “modernstes Café am Platze” bewarben. Während des zweiten Weltkrieges war der Betrieb zeitweise geschlossen, wurde aber bald nach Kriegsende von der Kluge-Tochter Charlotte und ihrem Ehemann Walter Schulte als “Central-Café” wiedereröffnet. Ebenso wie die Bäckerei, die von der Familie Schenkel aus Brunsbüttel gepachtet wurde. Zudem richtete sich das Ehepaar Schulte zwischen Bäckerei und Café ein kleines Milchgeschäft ein.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1955 kümmerte sich Hans Kluge um das Café, das nach einer kurzen Ruhephase von Kurt und Bertha Evers gepachtet und danach von Bob Nielsen (der singende Wirt genannt) geführt wurde.
Weitere Betreiber der Gaststätte, die inzwischen den Namen Tanzcafé “Zur Burg” erhalten hatte, waren Thomsen, Petrich und noch einmal Kurt Evers.
1971 übernahmen Silvia und Dieter Kruse das Lokal und nachdem die Familie Schulte zwei Jahre später ihr Ladengeschäft in dem Gebäude geschlossen hatte, wurde ein Durchbruch durchgeführt und die Gaststätte um die gesamte Ladenfläche vergrößert. “Wir haben den Laden total entkernt, die Inneneinrichtung von Lotti Schulte aufgekauft und alles - vom Stuhl bis zum Klavier kam auf den Müll”, erinnerte sich Dieter Kruse. Ein Vierteljahr hätten die Umbaumaßnahmen gedauert, die Wiedereröffnung unter dem Namen “Die Burger Kate” fand Sylvester 1972 statt. “Damals hatte die DAB-Brauerei ein Konzept mit Namen “Oller Kotten”, das haben wir umgesetzt. Dazu gehörten die Aufstellung verschiedener Spielgeräte, Flipper, Kicker, Billard und TV, ein Angebot, das alle Altersgruppen von 16 bis 60 ansprach.” Das Wirtepaar Silvia und Dieter waren bei allen beliebt und ebenso “kult” wie ihre Burger Kate, die seinerzeit mit ihren 27 Barhockern über den längsten Tresen Dithmarschens verfügte. Geöffnet war die Kate stets bereits ab 14 Uhr, was natürlich auch die Jugendlichen dorthin zog, mit Genehmigung der Eltern, denn die konnten sich darauf verlassen, dass Dieter Kruse ihren Kindern weder das Rauchen gestattete noch Alkohol ausschenkt. Abends und nachts wurde gefeiert und getanzt was das Zeug hielt. Livebands von den Travellers bis Godewind gaben sich die Klinke in die Hand. Die Stimmung war stets sensationell, es kam nie zu Stänkereien und Prügeleien, das wusste Dieter Kruse von Beginn an zu verhindern. “Wer sich nicht benahm, flog raus. Das hat immer gut funktioniert.” Die Sylvesterfeiern in der Kate sind ebenso legendär wie die Rosenmontagspartys, die Besucherrekorde aufstellten, so dass Dieter und Silvia Kruse sie in die Bökelnburghalle verlegten, wo Jahr für Jahr über 1000 Leute begeistert bis zum „Frühstück für alle“ schwoften. Das längst im Ruhestand lebende Ehepaar erinnert sich gern an die Jahre in seiner „Kate“. „Es waren herrliche Zeiten. Es hat uns bis zum letzten Tag Spaß gemacht. Wenn wir heute unterwegs sind, werden wir immer wieder auf die damalige Zeit angesprochen und alle Erinnerungen sind positiv.“
Der letzte Tag für Silvia und Dieter kam 1985. Das Paar wollte endlich etwas eigenes besitzen und machte der Vermieterin ein Kaufangebot. Weil man sich nicht einige wurde, übernahm das Paar einen Gasthof in Buchholz.
Die Nachfolge der Kruses als Wirte der Burger Kate traten Maria Lang und Stefan Braasch an. Darauf folgte Mike Süßer, der es dank seiner Talente als Koch inzwischen zu internationalem Ruhm gebracht hat. Seinen Kultstatus hat die Kate unter diesen Pächtern noch ein gutes Jahrzehnt behalten, doch Ende der 1990er Jahre war der Abstieg nicht mehr aufzuhalten. Ein Wirt folgte dem nächsten, Prügeleien in und vor dem Gaststätte waren an der Tagesordnung und die Gäste wurden Mangelware. Da half es auch nicht, das das Lokal in “Kabelbrand” umgetauft wurde. Im Juni 2008 war die Gastronomie in dem Gebäude Geschichte.
Das Gebäude wurde nach einigen Jahren Leerstand abgerissen. 2021 wurde das heutige Mehrfamilienhaus fertiggestellt.
Gefördert durch