Station 4.15:
Dithmarscher Kurier 

 

 Bild4 41 Zeitung

Burg hatte wirklich mal eine eigene Zeitung. Anlässlich des 100jährigen Bestehens erschien am 11.1.1994 ein Bericht natürlich in eben dieser Zeitung. Er ist hier etwas gekürzt wiedergegeben. 1999 wurde die Zeitung vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag übernommen.

„Burger Zeitung kann auf 100jähriges Bestehen zurückblicken
Gegründet von den drei Brüdern Gustav, Otto und Nikolaus Hinrichs aus Lunden


Nach Ende des 2. Weltkrieges erhielt Wilhelm Hinrichs als erster von der Militärregierung die Lizenz zur Ausgabe einer Zeitung, wobei es sich um ein amtliches Mitteilungsblatt im Umfang von 4 Seiten DIN A 4 handelte, in dem auch die Nummern der Lebensmittelmarken aufgerufen wurden. Später durften auch kleine Anzeigen, deren Größe genau vorgeschrieben war, veröffentlich werden. Als dann auf Wunsch der Kunden zum Beispiel Traueranzeigen etwas größer gemacht wurden, wurde Wilhelm Hinrichs prompt zur Kommandantur beordert und dort mit den Worten „Der Deutsche muss lernen, kleiner zu sterben.“ gerügt. Schwierig war in jener Zeit die Papierbeschaffung.
Mit der Währungsreform 1948 kam auch die Pressefreiheit. Wilhelm Hinrichs, Ehefrau Elsa, Tochter Edith und Sohn Rolf waren sich einig, jetzt wieder den Dithmarscher Kurier herauszugeben. Jeder legte seine 40 Mark Kopfgeld auf den Tisch, wofür dann Papier gekauft wurde. Zu der Zeit, zu der keiner Geld hatte, ein großes Risiko. Doch der Optimismus wurde belohnt. Die wieder im Berliner Format herauskommende Zeitung lief, die Leser kamen, und viele von ihnen sind dem Kurier, der allgemein Burger Zeitung hieß und noch heute heißt, seit der Zeit treu geblieben, obwohl es dann bald vorübergehend zwei in Burg herauskommende Zeitungen gab. Die Witwe des im Krieg gefallenen Christian Knafla, Anne Knafla, gab wieder die Burger Zeitung heraus. Zwei Zeitungen für einen Ort wie Burg und seine Umgebung waren viel zu viel, und es begann ein zermürbendes Tauziehen um die Existenz. Schließlich stellte Anne Knafla das Erscheinen der Burger Zeitung ein, und Wilhelm Hinrichs holte 1954 den Titel Burger Zeitung in die Gründerfamilie zurück. Seither wird er als Untertitel des Dithmarscher Kurier geführt. In den nächsten Jahren wurde der Betrieb vergrößert. Auch der Handsatz, wobei die Zeitung per Hand mit Einzelbuchstaben zusammengesetzt und auch wieder abgelegt wurde, konnte durch die Anschaffung einer Typograph-Setzmaschine - heute ebenso im Museum in Meldorf wie der Drucktiegel und andere Sachen – weitgehend abgelöst werden. Außerdem wurden Druckautomaten und Selbstanleger angeschafft. …
Im Jahre 1954 kam der Burger Wilfried Schramm als Schwiegersohn mit ans Haus und wurde dann noch das, was er schon bei seiner Schulentlassung hatte werden sollen, nämlich Schriftsetzer. Nun machte der gelernte Schlachter nochmals eine dreijährige Lehrzeit als Schriftsetzer durch und verschrieb sich von da an der Zeitung. Am 1. Juli 1968 übernahmen dann die Eheleute Wilfried und Edith Schramm die Zeitung und sind bis beute (1994), also bereits seit 25 Jahren die Herausgeber des Dithmarscher Kurier – Burger Zeitung. Sie haben Zeitung und Betrieb von den Eltern käuflich erworben.
In ihrer Zeit wurde das Geschäftshaus in der Schulstraße 12 aufgestockt, und auch in der Satz- und Drucktechnik kam man nicht umhin mit dem Fortschritt zu gehen. So wurde eine moderne Linotype-Setzmaschine gekauft, die die Typograph-Maschine ablöste. Doch die Entwicklung ging weiter. Es kam der Fotosatz und da Sohn Rolf auch in die Fußstapfen des Vaters, Großvaters und Urgroßvaters gestiegen war und den Beruf des Schriftsetzers erlernt hatte, wurde vom Bleisatz auf den Fotosatz und heute Computersatz sowie auf Offsetdruck umgestiegen. Auch wurden die Betriebsräume erweitert indem Teile des Betriebes in das Gebäude Kleine Schulstraße 5 verlagert wurden.
100 Jahre Burger Zeitung ist auch ein Stück Heimatgeschichte. Dass die kleine Heimatzeitung in Burg das Zeitungssterben als eine der letzten kleinen Zeitungen überlebt hat, darauf kann die Familie auch ein wenig stolz sein. Geholfen hat dabei aber nicht zuletzt auch die treue Leserschaft über all die Jahrzehnte, und dafür gebührt ein herzliches Dankeschön!

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