Station 4.6:
Das 2. Kanalbauamt
Dieses Gebäude wurde im Rahmen der ersten Erweiterung des Nord-Ostsee-Kanals zwischen 1907 bis 1914 errichtet. Seinerzeit machten das zunehmende Verkehrsaufkommen und die neu gebauten Großkampfschiffe die erste Erweiterung des 1895 eröffneten Nord-Ostsee-Kanals auf eine Breite von 102,5 und eine Tiefe von 11 Metern erforderlich.
Das erste Burger Kanalamt wurde in der Hafenstraße gebaut, nachdem am 3. Juni 1887 Kaiser Wilhelm I. in Holtenau den Grundstein für den Nord-Ostsee-Kanal gelegt hatte und das mit 156 Millionen Goldmark veranschlagte Bauvorhaben begann. Weitere Kanalämter wurden in Holtenau, Kiel, Rendsburg und Brunsbüttel eingerichtet und in den folgenden acht Jahren waren bis zu 8900 Arbeiter beim Kanalbau in Lohn und Brot. Neben anderem Gerät waren 42 Fluss- und 27 Trockenbagger, 75 Schleppdampfer, 97 Lokomotiven und 50 Dampfmaschinen im Einsatz. Rund 80.000.000 Kubikmeter Boden mussten ausgehoben und bewegt werden, um den 99,6 Kilometer langen, 8,5 Meter tiefen und an der Wasserlinie 60 Meter, an der Sohle 26 Meter breiten Kanal fertig zu stellen. Obwohl der Aushub der Rinne auf mittlerer Höhe des Wasserspiegels einen reinen Durchstichkanal bedeutete, musste diese zur Ostsee in Holtenau und zur Nordsee in Brunsbüttel durch Schleusenanlagen geschützt werden. Beide Schleusen erhielten eine Länge von 216 Metern und eine lichte Weite von 25 Metern.
Kaiser Wilhelm II., der schon als Prinz Wilhelm bei der Grundsteinlegung durch seinen Großvater zugegen gewesen war, nahm am 21. Juni 1895 in Anwesenheit einer internationalen Flotte die Schlusssteinlegung in Holtenau vor. Bereits am Tag zuvor hatte der Monarch mit seinem Schiff “Hohenzollern” und einem Gefolge von 22 nationalen und internationalen Paradeschiffen den Kanal von Brunsbüttel aus passiert. Damit war der “Kaiser-Wilhelm-Kanal” der erst 1948 in “Nord-Ostsee-Kanal” umbenannt wurde, und im internationalen Sprachgebrauch kurz “Kiel-Canal” heißt, eröffnet.
Durch den Kanalbau wurden zahlreiche wichtige Verkehrswege durchtrennt. Um diese wieder zusammen zu führen war es erforderlich, zehn Brücken und einen Tunnel zu bauen, sowie vierzehn Fähren, darunter eine Schwebefähre, einzurichten.
Der Nord-Ostsee-Kanal ist die meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt und die Hauptverkehrsader Nordeuropas.
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