Station 4.5:
Das älteste Haus Burgs
(Doktorhaus)
Dr. Georg Raussau vor seinem Haus, das seit über 100 Jahren "Doktorhaus" genannt wird.
Bei diesem Gebäude, das im Jahr 1613 als “Capelanie” gebaut wurde, handelt es sich um das älteste Wohnhaus in Burg, obwohl von dem ursprünglichen Bau wohl nur noch die Fundamente und die schweren Balken vorhanden sein dürften. Das Haus wurde seinerzeit so großzügig gebaut, dass darin neben den Wohn- und Diensträumen für den Kaplan (später Diakon) auch die Kirchspielschule untergebracht werden konnte.
Weil 1720 das Diakonat aufgehoben wurde und die Kirche das Gebäude nicht mehr benötigte, ging es in den Besitz der politischen Gemeinde über.
Es folgten mehrere Besitzwechsel, bis 1741 die Witwe des verstorbenen Pastor Cumann Haus, Nebengebäude und Nutzungsrecht an den der Bauernschaft gehörenden Ländereien als Alterssitz erwarb. 1759 kaufte die Witwe des früheren Süderhastedter Pastors Terp den kompletten Besitz und nachdem ihr Schwiegersohn Peter Bendix Meßner 1771 Kirchspielvogt für Burg und Süderhastedt geworden war, übernahm dieser das Anwesen, das fortan fast 100 Jahre ihm und seinen Nachfolgern als Kirchspielvogtei diente.
Das "Doktorhaus"
Zwischenzeitlich war in dem Gebäude auch ein kleines Museum untergebracht. Peter Bendix Meßner und sein ihm im Amt nachfolgender Sohn Jacob Bendix waren leidenschaftliche Hobby-Archäologen, die im gesamten Amtsbereich Burg-Süderhastedt Hügelgräber ausgruben und mit ihren sehr zahlreichen Funden in ihrem Haus ein Privatmuseum einrichteten. Nach der preußischen Verwaltungsreform verloren Kirchspielvogt und Kirchspielvogtei ihre bisherige Funktion und das schöne alte Haus wurde nur noch privat genutzt.
1870 verkaufte der letzte Kirchspielvogt Postel das Anwesen an Justizrat Carl Klenze. Der ehemalige Klostersyndikus aus Uetersen verbrachte hier seinen Lebensabend, war im Ort ehrenamtlich sehr aktiv und schrieb seine Lebenserinnerungen nieder die, als “wichtiges Zeugnis der Geschichte und Kulturgeschichte dieses Landes” in die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek aufgenommen wurden. Klenze starb 1878 und im Jahr 1894 erwarb der Humanmediziner Dr. Georg Rassau das Haus und richtete bald darauf darin seine Arztpraxis ein. 1924 übergab der kränkelnde Sanitätsrat die Praxis seinem Sohn Dr. Theodor Rassau. Der in Burg aufgewachsene Jung-Mediziner wurde von jedermann “Tedje” genannt und erfreute sich im Ort großer Beliebtheit. Noch heute kursieren unter alten Einwohnern lustige Anekdoten über den populären Arzt.
Dessen Sohn Hartwig, obwohl auch Mediziner, führte die großväterliche und väterliche Praxis nicht weiter, sondern verkaufte sie an ein Arztehepaar, das sich hier 1971 eine Praxis einrichtete und in dessen Besitz sich das Gebäude, auch nach dessen Eintritt in den Ruhestand, noch heute befindet.
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