Station 4.3:
Östliche Marktseite
Schnepelhaus 

Bild4 03a Schnepelhaus

Das Baujahr des in Burg langläufig als „Schnepelhaus“ bekannten Hauses wird auf 1759 geschätzt. Otto Schnepel, der mit seiner Familie viele Jahrzehnte in dem alten Bauerhaus gewohnt hat, forschte in alten Dokumenten und stieß dabei auf die Chronik der Familie Schütt. „Ein Nachkomme von Carl Schütt lebt heute in Millstedt. Ihm gehört die Familiengeschichte“, erklärte Otto Schnepel 1996.
Das besondere an den Aufzeichnungen ist, das neben Geburts- und Todesdaten auch die Charaktere der Familienmitglieder beschrieben werden. Nur so war es zum Beispiel möglich festzustellen, dass vier Brüder der Familie Schütt bereits 1845 ein Gesangsquartett gründeten. Später wurde daraus der Vereinigte Männerchor Burg.
Angefangen hatte alles mit Thies Schütt (1714-1794), der 51 Jahre als Lehrer in der Schule für Quickborn, Brickeln und Großenrade arbeitete. 79jährig und altersschwach zog er zu seinem Sohn Paul nach Burg, dem ersten nachweislichen Besitzer des Hauses am Markt 9. Paul war zunächst auch als Lehrer tätig, hatte das Küsteramt in Burg inne. Später beschäftigte er sich mit der Brennerei und Brauerei und war Kornmakler.
Pauls Sohn Hinnerich heiratete die Tochter von Marx Holm, dessen Hof dort stand, wo heue das ehemalige Sparkassengebäude steht. Dort entstand „Schütt’s Gasthof“ (Station 1 auf den Touren 1,3,4 und 5), den Hinnerich als seinen Stammhof bezeichnete. Hinnerichs Sohn Paul lebte auf der anderen Landstelle, starb 1876 kinderlos. Sein Bruder Matthias erwarb den Besitz, wurde von seiner Tochter Rebecka liebevoll gepflegt. Nach seinem Tod zog Carl, Matthias‘ Sohn aus zweiter Ehe ein. Er verkaufte 1912 das Haus an den Nachbarn, den Apotheker Wöhlecke, und übernahm auf der Herrenhallig den Besitz seines Schwiegervaters. Später lebte Ida Wöhlecke in dem Haus, das ihr Vater zu einem reinen Wohnhaus umgebaut hatte. Da sie unverheiratet blieb, verkaufte sie das Gebäude 1961 auf Leibrente an Otto Schnepel. Sie wohnte bis zu ihrem Tod in dem hinteren Teil, der heute als Ferienwohnung genutzt wird.
Das angrenzende Kutscherhaus war bis Ende des vergangenen Jahrhunderts fest mit dem Fachhallenhaus verbunden. Die Aufgabe des Kutschers war es, die Erzeugnisse aus der Essigbrennerei, die sich im ebenerdigen Keller befand, und andere Produkte seines geschäftstüchtigen Herren auszufahren. Heute findet man dort ein überaus liebenswertes „Lüttes Cafe“.
Der Grundriss des Fachhallenhauses ist eigenwillig. Der Wohnteil befindet sich links neben der großen Diele, rechts waren Ställe, die in den siebziger Jahren zu Kinderzimmern ausgebaut wurden. Üblich war es, die Tiere auf beiden Seiten der Diele zu halten. Auch konnte man durch die Diele nicht durchfahren. Das lag am abschüssigen Gelände. Auf der anderen Seite wären Pferd und Wagen aus dem ersten Stock hinuntergefallen.
„Spannend sei es schon in diesem Haus zu wohnen“, berichtete Otto Schnepel. Besonders zu Beginn seiner Suche. So erfuhr er nur durch ein Foto, dass früher zum Garten hinaus eine Scheune stand, die dann abgerissen worden ist.
Otto Schnepel möchte irgendwann noch einmal ins Landesarchiv nach Kiel, um weitere Unterlagen zu sichten. Er vermutet, dass weitere Nachkommen der Familie Schütt in Kiel wohnen. An das dortige Gericht und in den Landtag verschlug es den Juristen Hinrich Friedrich Schütt (geb. 1835). Und lauf Familienchronik soll er im Besitz eines schweinsledergebundenen Buches sein, dass eventuell weitere Geheimnisse lüftet rund um das Haus „Am Markt 9“.

Alte Apotheke am Markt

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Das 1. Privileg zur Einrichtung einer Apotheke wurde dem Apotheker Friedrich Cropp aus Rendsburg am 11. Juni 1839 von Landesherrn, dem dänischen König Christian VII. erteilt. Cropp hat die Apotheke wahrscheinlich gar nicht erst betrieben, da er nach Westindien auswandern wollte. Es existierten aber sorgsam gebündelte Giftscheine, z.B. ein vom Meldorfer Apotheker W. Radke unterschriebener in dem er „auf Ehre und Gewissen“ bescheinigt, Siebke aus Brickeln „Arsencalb zu VI“ zum Viehwaschen abgegeben zu haben.
Friedrich Cropp erteilte dem Gravensteiner Hofapotheker Lorenz Henningsen die Vollmacht, den Haus- und Gartenplatz zur Errichtung einer Apotheke und das Privileg zu verkaufen. In dem Verkaufsvertrag mit dem Käufer, Apotheker August Lemmel, wird die Lage des Haus- und Gartenplatzes wie folgt beschrieben: „groß 2 Scheffel“, benachbart im Norden von Heinrich Schütt (Schnepelhaus), im Osten und Süden vom Pastorat und im Westen von der Dorfstraße. August Lemmel wird am 24.12.1839 das Privileg von König Friedrich VI. erteilt. Am 6. Dezember 1844 wurde das Privileg auf den Apotheker Georg August Wolf übertragen, 1857 übernahm Julius Gottfried Theodor Hartz die Apotheke. 1910 ging das Privileg auf Hartz‘ Schwiegersohn Friedrich Wilhelm Wöhlecke über, 1914 auf Georg K.A. Krell, der 1930 starb.
Seit 1933 war Apotheker Heinrich Sommer Pächter der Apotheke. 1958 begann die Niederlassungsfreiheit und damit das Ende der Privilegien.1975 pachteten Ulrich und Peter Sommer, sie Söhne Heinrich Sommers die Apotheke. 1976 wurde Peter Sommer alleiniger Pächter der Privilegierten „Apotheke am Markt“, 1985 Inhaber. Er gab der Apotheke wieder ein stilvolles Aussehen, indem er die vorgenommenen Modernisierungen wieder zurück baute. Die traditionsreiche Apotheke wurde einen der schönsten und ansehnlichsten Häuser im Ort. 
Peter Sommer verkaufte die Apotheke im Jahr 2010. Vorher zog die gesamte alte Apothekeneinrichtung in das damalige Heimatmuseum, heutige Ditmarsium um.

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